Es gibt Berufsgruppen, mit denen wir oft ein ganz bestimmtes Bild verbinden. Mit Philosophen verknüpfen wir meistens große geistige Leistungen und damit eine gewisse Weisheit, Reife und Ruhe. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel, und in der Vergangenheit hat es ein paar Beispiele gegeben, die zeigen, dass auch hochgeschätzte Denker hin und wieder mal aus der Rolle fallen. Einige absurde Geschichten kannst du hier nachlesen – und danach vielleicht über Sinn und Unsinn dieser Ereignisse philosophieren.
Keine Auszeichnung erwünscht: Sartre lehnt Preis ab
Es war im Oktober 1964, als bekanntgegeben wurde, dass in diesem Jahr Jean-Paul Sartre – französischer Philosoph und Schriftsteller – den Literaturnobelpreis erhalten sollte. Doch die Überraschung war groß, als Sartre kurz darauf verlauten ließ, dass er den Preis ablehnen werde. Die Medien warfen mit wilden Spekulationen um sich, bis Sartre Klarheit mit einem eigenen Statement schaffte; bis dato versteckte er sich jedoch vor Interviews und Anfragen bei seiner Schwägerin. Er hatte zwar bereits angekündigt, den Preis im Falle einer Ernennung nicht anzunehmen, und doch wurde er ausgewählt. Er wolle nicht, schrieb er, “seine Leser einem Druck aussetzen, den ich für unerwünscht halte” und möchte als Schriftsteller, “der (…) Stellung nimmt, (…) nur mit den Mitteln handeln, die die seinen sind – mit dem geschriebenen Wort.” Eine ziemliche Schlappe für die Akademie!
Die ominöse Umarmung Nietzsches mit einem Pferd
Es waren einmal Friedrich Nietzsche und ein Pferd: so fängt kein Witz, sondern eine berühmte Geschichte an, die sich 1889 in Turin zugetragen haben soll. Angeblich sah Nietzsche beim Verlassen seiner Unterkunft einen Kutscher, der sein Pferd schlug und lief ohne Umschweife dorthin, um das Pferd zu umarmen. Er ließ es nicht mehr los, bis er auf der Straße zusammenbrach und zurückgebracht werden musste. Davon soll der Philosoph sich nicht mehr wirklich erholt haben. Doch ist das wirklich alles passiert? Es gibt Zweifel an dieser Geschichte, die von Nietzsches Vermieter stammt, doch so eine Anekdote klingt auch immer etwas außergewöhnlich – und kann für so manchen der Einstieg sein, sich etwas genauer mit dem vermeintlich sensiblen Pferdefreund Nietzsche auseinanderzusetzen – und das ist ja nicht das Schlechteste.
Kindererziehung im Widerspruch: Rousseau und seine Pädagogik
Jean-Jacques Rousseau war so ziemlich der Erste, der sich dafür einsetzte, dass Kinder nicht sofort als kleine Erwachsene betrachtet werden, sondern dass die Kindheit eine besondere und schützenswerte Zeit sei, in der Kinder gut behütet werden müssen. Kinder sollten Kinder sein dürfen, und das Wohl der Kleinen stand bei ihm im Vordergrund. Die antiautoritäre Bewegung wird geboren. Doch privat sieht es bei Rousseau ein wenig anders aus. Er zeugt fünf Kinder, von denen er jedes in ein Findelheim bringt, anstatt sie – seiner Pädagogik nach – behütet, beschützt und geliebt aufzuziehen. Als Grund nennt er seine Befürchtung, dass er seine Kinder nicht versorgen könne – und er könne ebenso wenig arbeiten, wenn er nicht wüsste, dass sie gut leben würden. Für seine Haltung wurde Rousseau als Heuchler bezeichnet, und es bleibt die Überlegung, wie authentisch man sein kann, wenn man seine eigenen Überzeugungen, die einen berühmt gemacht haben, nicht lebt.